Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Weihnachten: „Ihr Kinderlein kommet …“

Erstellt von r.ehlers am Samstag 12. Dezember 2015

Weihnachten ist nicht allein ein Thema der christlichen Kirchen und ihrer Gläubigen und Mitglieder. Es stellt jedes Jahr eine neue Herausforderung an jedermann in unseren Breiten dar, sich diesem großen Fest gegenüber eine angemessene Lebenseinstellung zuzulegen.

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Weihnachts- oder Christbaum

Weihnachten ist in unseren Breiten das einzige Fest des Jahres, zu dem es selbst ausgeprägte Eigenbrötler und Familienmuffel dazu drängt, mal wieder ein wenig mit der Familie zusammenzurücken. Damit geraten auch die in die Familie hinein geborenen Kinder in das Interesse aller und man hört aller wegen: „Mensch, Kind, was bist Du groß geworden!“ Dass Weihnachten nicht nur das größte Essgelage des ganzen Jahres ist, wie dem tagelang von früh bis spät eine großartige Mahlzeit der nächsten folgt, sondern auch das Fest der Kinder, ertönt als Lied schon in der schon Ende Oktober beginnenden geschäftlichen Vorweihnachtszeit aus allen Lautsprechern in den Einkaufspalästen und Weihnachtsmärkten, dass die Kinderlein zur Krippe her kommen sollen. In den Familien, in denen – ob gläubig oder nicht – nach alter Tradition brav die alten Weihnachtslieder abgesungen werden, bevor es an die Geschenke geht, gehört dieses Lied fast schon wie „Stille Nacht, heilige Nacht“ zum festen Repertoire.

Wer nicht gerade im Interesse des gefräßigen Familienvolkes von früh bis spät in der Küche schuften muss, erlebt in den „stillen Tagen“, die ja für die anderen ganz frei von Arbeit sind, trotz der angesichts voller Bäuche schwer arbeitender Verdauungsorgane Momente der Ruhe und Besinnung, in denen er sich fragt, warum gerade die Kinder zur Krippe gebracht werden sollen, in der das gerade von der Jungfrau Maria geboren Jesuskind liegt, der Retter der Gläubigen vor der für das Ende aller Tage angekündigten großen Verdammnis in der Hölle. Den Kindern aber, so teilen die Evangelisten mit, gehört anders als den notorischen ungläubigen Sündern, das Himmelreich.

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Geburt Jesu Christi, Darstellung von Lorenzo di Credo, Alte Pinakothek l in München

In Matthäus 18.3 deutet Jesus auf die Frage seiner Jünger, wer denn der Größte im Himmel sei, auf ein Kind und erklärt, dass sie umkehren und wie die Kinder werden müssen, um überhaupt in den Himmel zu kommen. Selten werden bei der Bezugnahme auf diesen Satz auch die folgenden Sätze 4, 6 und 7 erwähnt. Sie aber vermitteln erst die Gründe für diese Heraushebung der Kinder.

18.4 sagt: „Wer nun sich selbst erniedrigt, wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel.“ Und weiter heißt es in 18.6 sehr atavistisch: „Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zur Sünde verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde“ und 18.7: „Wehe der Welt der Verführungen wegen!“ In den folgenden Sätzen wird sehr drastisch erklärt, wie man sich Hand und Fuß abhacken oder ein Auge ausstechen soll, bevor man einen „dieser Kleinen“ zur Sünde verführt oder ihn verachte.

In Markus 10, 14 – 16 verdeutlicht Jesus das Anliegen noch: „Lasst die Kinder zu mir zu kommen! Wehret ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen.”

Es geht also gar nicht darum, dass sich erwachsene Menschen wieder zu kleinen unmündigen unreifen Kindern zurückentwickeln sollen. In Korinther 13, 11 stellt der Apostel Paulus klar, dass die Reifung des Menschen vom Kind zum Erwachsenen schon ein erstrebenswerter Vorteil ist:“ Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindisch war.“

 

Aber was haben Kinder, was Erwachsene nicht haben?

Kinder haben etwas, was die Erwachsenen oft verloren haben und nach der christlichen Lehre wieder zurückgewinnen müssen, nämlich ihre Unschuld, ihre Unbefangenheit, ihre Offenheit, ihre Kreativität – und die Fähigkeit zum Glauben. Es scheint nach den Quellen keine Frage zu sein, dass der, der sich dem Glauben öffnet, auch die „Gnade des Glaubens“ erfährt.

Kinder sind allerdings vor ihrer Reifung in mancher Hinsicht mehr als nur offen für alles was ihnen begegnet, sie sind auch leichtgläubig und daher leicht zu verführen. Das weiß auch das Evangelium, indem es denen, die die Kinder nicht konsequent zum Glauben führen, sondern sie zur „Sünde des Unglaubens“ verführen, die schrecklichsten Übel androht.

Auf die Idee, dass die Religion selbst der Verführer der unschuldigen Kinder sein kann, kann natürlich nur ein Ungläubiger kommen. Nur ein Ketzer wie Lenin konnte sich so krass äußern, dass die Religion Opium für das Volk sei.

 

Gibt es eine verständliche Haltung in dieser Frage für den, der nicht glaubt?

Wir müssen unser Leben in dem Umfeld gestalten, in das wir hineingeboren sind und in dem sich unsere Wertvorstellungen entwickelt haben. Solange man einem Glauben anhängt, macht es Sinn, sich für ihre Dogmen und Riten zu interessieren und nach ihnen zu leben, wenn man von ihnen überzeugt ist. Fehlen einem solche Überzeugungen, machte es dennoch Sinn, sich im Sinne einer philosophischen Ethik an den Wertvorstellungen der präsenten Religionen zu orientieren.

Auch wenn einem die Riten nicht geglaubter Religionen nicht viel sagen können, kann man in der Beschäftigung mit ihnen einen Sinn sehen, so insbesondere im Singen der Weihnachtslieder und dem Nachsinnen der Glaubensgeschichte. Die christlichen Fastenzeiten und die des muslimischen Ramadan sind alles andere als dumm. Manche Experten führen sogar gute Gründe ins Feld, warum man kein Schweinefleisch essen soll.

So viel Akzeptanz gegenüber Riten fremder Religionen heißt natürlich nicht, dass ein Ungläubiger Recht daran tut, die Mission fremden Glaubens noch zu unterstützen. In diesem Zusammenhang ist es legitim, dass Nichtgläubige und Anhänger von Religionen, die nicht von den Absprachen der christlichen Kirchen mit den Staaten, der Konkordate, betroffen sind, es angesichts der verfassungsrechtlichen Weltanschauungsneutralität des Staates für falsch halten, dass evangelische und katholische Kirchendiener aus der Staatskasse bezahlt werden.